IBM JamCamp-Tour Woche 1

Nach einer Woche im JamCamp-Tourbus und etlichen Besuchen bei interessanten Firmen, lässt sich für mich folgendes Resümee ziehen:
  1. Die E-Mail ist veraltet und ineffizient, lässt sich aber nicht abschaffen
  2. Software-Unternehmen sind nicht gerade die Unternehmen mit Expertisen zum Software-Einsatz für die interne Unternehmenskommunikation
  3. Kontroversen bleiben aus, da wir alle in etwa gleicher Meinung sind
  4. Die Überraschungen liegen selbstverständlich immer dort, wo man sie nicht erwartet.
Die Besuche und Vorträge in den Firmen sollten uns zeigen, wie man die Kommunikation in den jeweiligen Firmen, sei es in einzelnen Abteilungen oder global, mit Hilfe von Social Software effizienter gestalten kann. Diskussionen lassen sich immer führen, und sollten sich auch über so ein Thema führen lassen. Doch wie kann man diskutieren, wenn es keinen wirklichen Streitpunkt gibt?
Natürlich arbeiten nicht alle Firmen so, wie man es sich im Zeitalter von Facebook, Twitter und einem digitalen Weltkulturerbe (Link Wikipedia) erwünscht. Mit „man“ meine ich natürlich die Generation der Digital Natives, die schwitzige Hände bekommen, wenn in einem fahrenden Bus voller WLAN-Empfang da ist, das Internet aber zu langsam ist. Aber brauchen das alle Firmen?
Zentrale Dateiablagen, virtuelle Arbeitsgemeinschaften, Selbstprofilierung und -darstellung – das Unternehmen als Gemeinschaft. Dies alles lässt die E-Mail verschwinden und sorgt für ein angenehmes Betriebsklima. Keine Flut an digitaler Post und ein bisschen mehr Transparenz, wie und als was man im Unternehmen arbeitet. Das sind die Gedanken, die durchaus ihre Berechtigung haben und die es im Unternehmen in Einklang mit allen (oder zumindest den Key People) einzuführen gilt. Das man dies natürlich einem 17-jährigen Azubi nicht so beibringen kann, wie dem 60-jährigen Manager ist klar. Ein gutes Change Management ist hier gefragt. Doch wer ist hierfür der richtige Ansprechpartner? CIO, Marketing- oder Kommunikationsexperte?
Bei der Frage, was man nun braucht, stößt man schnell an seine Grenzen. Wer sagt mir, was ich brauche? Der Vertrieb der IBM? Die Open-Source-Futzis in den Internet-Foren? Selbstrecherche ist eh immer aufwendig. Manche setzen für jeden Punkt auf ein eigenes Tool, das sie für diesen Zweck am besten finden, sei es offen oder proprietär. Das ist natürlich Quatsch, was einem spätestens beim nächsten Software-Update oder an den verschiedenen nötigen Hardwareinfrastrukturen für die verschiedenen Plattformen auffällt. Aber ist eine Komplettlösung, die alle Aufgaben erfüllen kann am besten? Vielleicht deckt man alle Wünsche ab, aber nicht zu 100%, hat aber eine laufende Plattform, auf der alle Komponenten harmonieren und eine zentrale Maintenance. Dies schafft Einfachheit. Aber wer möchte sich so stark an eine Firma binden, in deren Infrastruktur (auch bei Nicht-Cloud-Diensten sind die Daten meist in den Verzeichnissen des Systems gefangen, wenn auch lokal) die ganzen Daten liegen?
So viel zum technischen und den Inhalten der Vorträge und Diskussionen. Natürlich haben die Unternehmen sich die Chance nicht nehmen lassen, Werbung für ihre Unternehmen zu machen. Alle haben auf ein positive Customer Experience gesetzt. Es gab stets ein gutes Catering, die Diskussionen waren gut moderiert und es wurde meist sehr offen gesprochen. Die größte Überraschung fanden wir jedoch bei Hansgrohe. Der mittelständische Armaturenhersteller aus dem Schwarzwald hat es wie kein anderes der besuchten Unternehmen verstanden, den Kunden eine willkommene Atmosphäre zu präsentieren. Wenn sogar ein IT-Mitarbeiter mit beinah leuchtenden Augen von den Produkten seines Unternehmens erzählt, während er einen durch den perfekt gestalteten Ausstellungsbereich des Unternehmens führt, dann läuft es in der Firma rund. Auch der Umgang mit den Mitarbeitern vor allem bei der Einführung neuer Kommunikations-Software zeigt eine sehr durchdachte Planung. Andere große Software-Unternehmen können sich hier ein großes Beispiel nehmen.
Dass die Bundeswehr in puncto Kommunikation, Transparenz und neuen Technologien Nachholbedarf hat, dürfte kaum überraschen. Ich persönlich sehe das Problem in der Bürokratie und veralteten Strukturen. Wenn ein noch viel größeres Unternehmen, wie bspw. die Telekom es schafft, neue Systeme für die interne Kommunikation einzuführen, dann sollte das auch die Bundeswehr schaffen. Vor allem in Zeiten von Finanzierungsnot sollte es an oberster Stelle stehen, Prozesse effizienter zu gestalten. Und genau dabei sind neue Technologien und allen voran soziale Software ein Meilenstein.
In der Retrospektive nach einem freien Wochenende fand ich die Tour bis jetzt spitze. Nicht nur die Mitfahrer spielten dabei eine große Rolle, sondern auch die perfekte Planung. Ich hoffe es geht auch in der kommenden Woche so weiter.