Bleiben wir mal auf dem Teppich.

Sagte ich mir, als gestern der Teppich-Dirk in den Tagesthemen kam. Der Teppich-Dirk heißt eigentlich Dirk Niebel und ist Bundesentwicklungshilfeminister in diesem Land. Als solcher hat er bei seinem letzten Afghanistan-Aufenthalt privat einen Teppich gekauft, mit einem BND-Jet nach Deutschland fliegen lassen und – ups – vergessen, zu verzollen.

“Kein deutscher Minister hat sein Amt jemals so schamlos missbraucht wie Dirk Niebel” (entwicklungspolitischer Sprecher der SPD, Sascha Raabe)

“Ein Minister, der stets großspurig den moralischen Zeigefinger erhebt, darf sich ein solches Verhalten nicht leisten.” (entwicklungspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Ute Koczy)

Bei der momentanen politischen Lage hätte ich vermutet, dass ein solches Sommerlochsthema nicht dermaßen Wellen schlägt. Damals (2009) als die Finanzwelt noch relativ in Ordnung schien, war es ja eher amüsant, die Dienstwagenaffäre von Ulla Schmidt zu verfolgen. Zumal tatsächlich Sommerpause war und die Politikberufenen sonst anscheinend nichts zu tun hatten.
„Wir reden hier eigentlich von Peanuts“ sollte der Herr A. doch nochmal sagen, es wäre bei 200€ umgangener Steuer wohl angebracht.
  • Ja, vielleicht wurde der Teppich noch in einem BND-Jet nach Deutschland geflogen. Doch war nicht der Teppich einziger Fluggast, sondern auch der BND-Chef. ein Teppich mehr oder weniger – wen juckt’s? 
  • Ja, vielleicht ist Herr Niebel ohnehin eher semi-professionell in seinem Tun.
  • Ja, Steuerhinterziehung und Vorteilnahme ist kein Kavaliersdelikt.
Man hätte sich viel eher mal fragen sollen, ob der Posten eines Entwicklungshilfeministers überhaupt nötig ist oder ob Herr Niebel die geeignete Person dafür ist – wollte er diesen Posten doch zuvor noch abschaffen.
Wenn ihm nun aber der Teppich zum Verhängnis wird, zweifle ich am politischen Ernst. Die Vorteilnahme, ob bewusst oder unbewusst, geschieht doch permanent – und da wird die Politik noch den kleinsten Anteil haben. Natürlich ist das nicht zu legalisieren oder gutzuheißen. Aber wenn die Kosten für Untersuchungen, Berichterstattungen, Recherchen etc. den Schaden bei weitem übersteigen, kann doch nun wirklich keiner Interesse daran haben.