Die International Labour Organization, kurz ILO oder im Deutschen auch Internationale Arbeitsorganisation genannt, ist eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen. In Deutschland ist sie in meiner Wahrnehmung relativ unbekannt im Vergleich zu anderen UN-Sonderorganisationen wie der Weltgesundheitsorganisation oder der UNESCO. Dabei versucht sie bereits seit 100 Jahren, internationale Standards für sozialverträgliche und gerechte Arbeit zu definieren und deren Umsetzung in den einzelnen Staaten voranzutreiben. Sie war die erste Sonderorganisation der UN und erhielt 1969 den Friedensnobelpreis.
In Zeiten, in denen Nationalismus wieder en vogue ist in dem Irrglaube, dass man damit globale Herausforderungen lösen könne, sollte die ILO und ihre Bedeutung im politischen Diskurs, aber auch in der öffentlichen Wahrnehmung, hervorgehoben werden. Es erscheint etwas inkonsequent, wenn man die hiesigen Arbeitsbedingungen für wichtig erachtet und den Erfolg der Sozialpartnerschaft, die mal abgesehen von sinkenden gewerkschaftlichen Organisationsgraden durchaus gut funktioniert, feiert, aber gleichzeitig prekäre Arbeitsbedingungen in globalen Wertschöpfungsketten toleriert oder noch ausbaut.
Ein fehlende Wahrnehmung globaler Arbeitsbedingungen wurde auch von Bundespräsident Steinmeier bei der Jubiläumsveranstaltung in Berlin Anfang März 2019 angemahnt. Die vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales organisierte Festveranstaltung zusammen mit der BDA, dem DGB und der ILO, beinhaltete auch drei Podiumsrunden mit jungen Menschen, um eine Sicht derjenigen auf eine Zukunft der Arbeit zu diskutieren, die auch in dieser Zukunft arbeiten werden. Was Moderatorin Judith Rakers noch humorvoll als unwesentlich ältere Würdenträger der Runde beschrieb, könnte durchaus Teil des Problems sein: Zwar sind Funktionäre in der Regel gut beraten und können auch mit Erfahrung auftrumpfen. Manche Denkweisen oder Prioritäten im Leben kann man sich aber nicht anlesen.
Die vielfältigen Themen wurden leider nur angerissen. Wenn es den Entscheidern ernst ist und man wirklich ein Interesse an den zukünftigen Beschäftigten hat, sollte regelmäßiger diskutiert werden und nicht nur mit Jugendfunktionären der Gewerkschaften sondern mit allen. Gerade wenn man noch keine ausreichenden Antworten auf die sinkenden Organisationsgrade gefunden hat. Die Sozialpartner sollten auch mal mehr Kante zeigen und den Wert von Gewerkschaften bzw. Arbeitgeberverbänden und breit legitimierter Interessenvertretung demonstrieren. Das klappt vermutlich am besten, wenn man nicht mehr als Trittbrettfahrer auf Tarifabschlüssen mitfahren kann.