Erster (und vermutlich letzter) Marathon

In Zeiten der multimedialen Vernetzung hat der ein oder andere wohl mitbekommen, dass ich einen Marathon laufen wollte. Wollen und Machen sind aber nicht selten zwei verschiedene Paar Schuh. Insofern war der Selbstzweifel bis zuletzt gar nicht so klein.Stephan, Doktorand und Posaunenchormitstreiter, und ich legten uns irgendwann im Spätsommer 2012 auf den Düsseldorf Marathon 2013 fest. Das Training begann (kaum). Für das Gewissen lief ich ab und zu. Auch in München während des Praktikums. Allerdings eher planlos und unregelmäßig als diszipliniert und Trainingsplan konform. Wir wollten beide unter vier Stunden laufen. Das Training ließ bis zuletzt vermuten, dass das schwierig werden könnte.Um das Ergebnis vorweg zunehmen: Stephan 03:50:58 und ich 03:53:14.

Die Disziplin

TrainingsplanIst wichtig. War aber oft wirklich nicht vorhanden. Wie dem Foto zu entnehmen ist, habe ich erst 15 Wochen vor dem Marathon ernsthaft angefangen, zu trainieren. Ich glaube es war am 31.12.2012, bevor er zur Silvesterfeier ging.

Der Plan soll nicht ermutigen, nicht zu trainieren, im Gegenteil! Kein Training ist verrückt und je weniger man trainiert, desto höher ist die Belastung für den Körper und die Gefahr von Verletzungen oder Kreislaufzusammenbrüchen beim Marathon. Ich finde nur auch, dass die Ratgeberbücher mit den Ratschlägen nicht unbedingt und für jeden stimmen und wenn die Vorgaben nicht eingehalten werden können, eher demotivierend wirken. Oft wird dort geschrieben, dass man bei nur 15 Wochen Vorbereitung 50-70km pro Woche laufen muss, meist ein langer Lauf (20+ km) und zwei bis drei kürzere. Das hat, wie man unschwer erkennen kann, bei mir nicht geklappt. Dazu kamen Krankheitsphasen und Urlaub, sodass es im Schnitt gute zwei Läufe pro Woche waren, insgesamt 4x 20km, 1x 30km. Lasst euch davon also nicht abschrecken, aber vernachlässigt das Training auch nicht.

Der Marathon

Ist ein Erlebnis. Die Organisation ist wirklich sehr gut. Das gilt für Düsseldorf wie für jeden anderen Großstadtmarathon wohl auch. Der Service, die Verpflegung, die Absicherung der Strecke. Überhaupt ist die Strecke und die oft gut gefüllten Straßenränder ein Faktor, der auch beflügelt, zumindest zu Beginn.
Die ersten 25 Kilometer waren richtig toll. Auch wenn ich morgens bei 2°C aufgestanden bin, haben Sonne und Bewegung die Temperatur sehr angenehm erscheinen lassen. Ich glaube, die Profis sprachen von perfekten Marathonbedingungen. Stephan und ich liefen die meiste Zeit zusammen. An der Strecke unterstützten uns Lucie und Markus und nahmen erste Entkleidungsstücke entgegen.
Kilometer 26 bis 35 waren Arbeit, vergleichbar mit dem Training, bei dem die Arbeitsphase aber immer deutlich früher angefangen hatte. Die Sonne war inzwischen stark, aber auch toll. So langsam nervten die Leute am Straßenrand – auch wenn sie es nur gut meinten. Ich fragte mich, warum mache ich das eigentlich.
Ab Kilometer 36 war es nicht mehr schön. Stephan zog noch leicht an, ich war mir unsicher, wie viel schlimmer es noch werden könnte und war ohnehin schon auf einem Unter-vier-Stunden-Kurs. Ich trabte mit recht konstanter Geschwindigkeit so weiter – jetzt allein. Die eigentlich attraktivere Strecke (Medienhafen, Königsallee) konnte ich nicht mehr in ihrer Pracht wahrnehmen. Die Leute, die da applaudierten und anfeuerten, mit ihren Parolen „du schaffst das“ hatten gut reden. Die standen ja nur. Wieder von der Kö runter, noch einen guten Kilometer, zog ich das Tempo dann doch an. Am Apollo Varieté ging es vorbei auf die Zielgerade am Rhein. Rechts die Ehrentribüne, links der Rhein. Und da vorne, da war das Ziel.
Die Beine brennen, das Herz rast. Nicht stehenbleiben, das Gleichgewicht zu halten, könnte schwer werden. Und da ist Stephan. Wir beglückwünschen uns. Wir haben es geschafft.

Noch einmal?

Muss ich das nicht haben. Alles in allem hat es schon sehr viel Spaß gemacht. Allerdings kostet das Training viel Zeit, das Verletzungsrisiko ist hoch, irgendwo zwickt es eigentlich immer und letztlich tut man seinem Körper nicht wirklich einen Gefallen, wenn man ihn 42,195km laufen lässt. Aber wer noch eine Herausforderung sucht, dem kann ich einen Marathon nur empfehlen. Und lieber, wenn der Körper noch jung und fit ist!