Weinprobe 2.0 – ein Weindorf geht online

Führung durch die Kellerei…
Von Kamp-Lintfort (Niederrhein) ging es auf lange Fahrt nach Wachenheim (Pfalz). Dort wurde eine Weinprobe 2.0 für uns arrangiert. Das klingt jetzt vielleicht nach Vergnügen – war es auch – aber Grund für die Station war ein anderer. In Wachenheim verzeichnete man in den letzten Jahren einen Rückgang der Besucherzahlen beim järhlichen Weinfest. Das Weinfest ist dort wie in Münster der Send, in Neuss das Schützenfest und in München das Oktoberfest. Cordelia Krooß, Mitarbeiterin bei BASF und dort zuständig für die Social Business Plattform connect.BASF, wohnt ebenfalls in Wachendorf und wollte ihre Expertise zu Web2.0 einbringen. Es fing mit dem Wachtenblog an und ging soweit, dass das Weinfest ebenfalls einen Blog hat und mithilfe einer mixxt-Online-Community mitorganisiert werden sollte.
Nun hatte ich das Glück nach der Führung durch die Kellerei und während der Weinprobe nicht an dem großen Tisch mit den meisten Busreisenden sitzen zu können, sondern mit unserem Filmteam und drei Damen von der Winzergenossenschaft bzw. dem Tourismusbüro des Ortes zu speisen und zu trinken. Dort bekam ich auch die kritischen Worte von Frau Euler vom Tourismusbüro zum Vortrag bzw. der Idee des Ganzen mit. Als ein Mensch, der sich nach Harmonie sehnt, versuchte ich, zu vermitteln. Gar nicht so einfach. Es war ein Paradebeispiel wie momentan auch in der Öffentlichkeit und in der Politik über  Internet und diese Social Media diskutiert wird. Dabei will ich niemandem einen Vorwurf machen, außer vielleicht Politikern, die keine Ahnung davon haben, aber darüber entscheiden dürfen.
Screenshot: Blog Weinfest
Frau Euler drückte der Schuh. Das Tourismusbüro hat unter ihrer Mitarbeit schon länger den Trend der zurückgehenden Zahlen beobachtet und nach neuen Möglichkeiten der Vermarktung gesucht. Frau Krooß wollte mit ihrem Wissen helfen und das Weinfest ins Internet bringen, um damit mehr Menschen zu erreichen. Soweit so gut. Facebook als neuer Kommunikationskanal, damit konnte auch Frau Euler sich anfreunden. Aber Web2.0 ist mehr als nur ein neuer Kommunikationskanal. Web2.0 bedeutet Dialog, bedeutet Verlagerung der Ideengenerierung und -abstimmung vom Besprechungszimmer in die Online-Community und verlangt aktive Teilnahme der Internetgemeinde – sonst geht es nicht. An letzterem hat es in meinen Augen gefehlt. Die Community hat momentan 34 Mitglieder, die Zahl der Aktiven wird geringer sein. Außerdem hat ein Konzept für die Zusammenarbeit zwischen Community und Touristmusbüro gefehlt. Man kann zwar schön abstimmen, was auf dem Kirchplatz stehen soll, das muss aber bis zu einem bestimmten Termin feststehen, damit es auch umgesetzt werden kann und auch dabei darf man nicht die Meinung derer vernachlässigen, die nicht in der Community Mitglied sind und trotzdem eine Stimme haben. Da setzt die Kritik von Frau Euler an, die den Mehrwert der Community in diesem Jahr nicht gesehen hat.
Screenshot: Mixxt-Community
Ich glaube, der Setzling von Cordelia Krooß wird wachsen und vielleicht im nächsten Jahr auch schon mehr Blüten haben. Beide Seiten müssen einander respektieren und es ist okay, wenn die eine Seite nicht genau weiß oder versteht, was die andere gerade macht, aber es muss Vertrauen und ein Grundkonsens herrschen.
Bei der Weinprobe 2.0 stand natürlich die 2.0-Idee an aller erster Stelle. Wir wollten sehen, was es damit auf sich hat. Wir wollten nicht unbedingt sehen, was das Tourismusbüro macht, wir waren schließlich auf dem Weg zum JamCamp, nicht zur Tourismusmesse. Deshalb war die Darstellung natürlich verkürzt und hat die Arbeit vieler anderer vernachlässigt.
Ich werde Wachenheim weiter verfolgen und drücke die Daumen für eine Vorreiterrolle in der Branche, das Potenzial ist da. Vielen Dank für die für mich wirklich interessante Station, bei der ich mal was zu tun hatte und trotz versagender Stimme versucht habe, zu überzeugen. Wir brauchen Menschen, die neue Ideen haben, auch wenn die noch so bekloppt sind – also die Ideen, nicht die Menschen.