Dunkel, dunkler, Winterzeit

Tempus fugit – über die Hälfte meiner Zeit in Norwegen ist schon vorbei. Und der Rest vergeht wohl noch schneller, denn ich habe jetzt in der zweiten Hälfte des Semester noch eine Vorlesung dazubekommen, Abgaben werden fällig und bis zu den Klausuren dauert es auch gar nicht mehr so lange. Dazwischen stehen noch wunderbare Besuche von Oslo und Bergen auf dem Programm.

Aber das ist Zukunftsmusik. Womit ich beim Thema der letzten zehn Tage wäre: Musik. Meinen letzten Text verfasste ich unmittelbar vor Oktoberfest und Orchesterkonzert. Beides war eine grandiose Erfahrung.  Doch der Reihe nach.

Ausgestattet mit stilunechten Lederhosen aus grünem Stoff, die etwas mehr an Walt Disney und die sieben Zwerge erinnerten, war Donnerstag der Start ins musikalische Wochenende. Wer an ein großes Zelt gedacht hat, liegt falsch. Vielmehr stieg die Party im KICK Nattklubb & Scene. Aber der Raum war schön dekoriert, Tische und Bänke aufgestellt und letztlich hat die Musik das Ganze abgerundet.

20141017_195954Ganz passend war aber auch die Bezeichnung Bierfest, die ein Norweger verwendete. Denn das Erdinger Weißbier – ausgeschenkt in der Maß – stand so ziemlich im Mittelpunkt des Geschehens. Aber ist das in München anders? Was Donnerstag eine Studentenparty war, entwickelte sich Freitag eher zum typischen Wiesnpublikum: Firmenausflüge, (alte) Männerrunden etc. Nach zwei Tagen hatte ich dann aber auch genug und war froh, dass Samstag Ernste Musik wartete.

Von Samstagnachmittag an wurde noch einmal mit dem Agder IMG_4570Symfonieorkester final geprobt, Scheinwerfer eingestellt etc. Backstage gab es Kaffee und Baguettes und genügend Raum, um sich bis 18 Uhr noch ein  bisschen auszuruhen. Das Konzert war schließlich gut besucht, die Organisatoren schätzten ca. 180 Zuhörer, was für ein Orchester, das sonst nur in einem kleinen Saal in der Uni auftritt,  schon ganz ordentlich ist. Wie so oft waren gerade die letzten Proben vielleicht noch ein bisschen besser als das eigentliche Konzert, aber so ist live nunmal.

Nach wie vor beeindruckt bin ich von den talentierten Solisten, die teils erst 16 Jahre alt waren. Auch sonst hatte Adam Grüchot, der Dirigent und sonstige Konzertmeister im professionellen Kristiansand Symfonieorkester, einige seiner Musikschüler für dieses Projektkonzert ins Orchester gebracht.

20141018_212058Nach dem Konzert gab es eine kleine Nachfeier, bei der ich viele der Orchestermitglieder ein bisschen besser kennenlernen konnte. Ich wurde sehr nett und herzlich aufgenommen und wenn nicht sogar Deutsch sprachen viele Englisch mit mir.  Mein Norwegisch reicht zwar, um den Kontext aufzugreifen, aber Sprechen ist – und vermutlich bleibt –  schwierig. Da nach diesem großen Jubiläumskonzert sämtliche finanziellen wie auch körperlichen Kräfte erschöpft sind, ist das Dezemberkonzert leider gestrichen worden. Für das Neujahrskonzert bin ich dann schon nicht mehr da.

10639717_10152365898910824_4360985915093512838_nAuch ich war nach dem Wochenende erschöpft und so schlich sich nach und nach eine Erkältung ein, die mich aktuell noch immer am Husten hält. Das hielt mich aber nicht davon ab, mit den norwegischen Kommilitonen aus einer Vorlesung Curling auszuprobieren. Das ist – ganz ehrlich – die Sportart, die ich bei den olympischen Winterspielen am allerliebsten sehe (ähnlich wie Tontaubenschießen im Sommer). Abgesehen von total laienhaftem Eisstockschießen auf unebener Schneebahn in den früheren Skiurlauben hab ich das noch nie gemacht.

10703690_10152365898615824_4147583595519236761_nEs zeigte sich auch, dass die “Erfahrungen” nichts nützten. Denn entweder gingen die Curlingsteine zu weit oder waren nicht schnell genug und krepierten auf der gut 45 Meter langen Bahn. Der Sieg meines Teams hatte eher mit Glück und dem ebenfalls fehlenden Können auf der gegnerischen Seite zu tun. Aber das macht schon richtig Spaß und ist durch das Wischen auch ganz schön anstrengend. Mal sehen, wo in Münster die nächste Curlingbahn ist. Mit ein wenig Übung…

P.S.: Münster hat inzwischen ca. eine Stunde mehr Sonne pro Tag. Hier geht die Sonne eine halbe Stunde später auf und eine halbe Stunde früher unter.