Vorlesungsrevue

Alle Klausuren sind geschrieben. Die Noten stehen zwar noch aus, aber es ist wohl besser oder objektiver ohne das Wissen um die Note eine kurze Revue der drei Vorlesungen zu schreiben, die ich belegt habe. Da ich das ohnehin für das ERASMUS- und SDW-Stipendium machen soll, habe ich hier mal meine Gedanken zusammengestellt.

IS-406 Enterprise Systems I

Diese Vorlesung ist eigentlich für das erste Masterstudienjahr geplant, d.h. alle außer mir haben in diesem Semester mit dem Master begonnen. Das war aber eigentlich nur zu meinem Vorteil. Viele der behandelten Themen habe ich schon einmal in Münster gehört oder sogar intensiv studiert: Enterprise Resource PlaningService-Oriented ArchitectureKnowledge Management SystemsSupply Chain Management etc.

Die Vorlesung gibt 10 ECTS Credits, was für Münsteraner Verhältnisse für eine Vorlesung ziemlich viel ist (dort gibt es i.d.R. nur 6 ECTS; über die Vergleichbarkeit schreibe ich vielleicht später). Für die 10 ECTS muss man drei Abgaben in Gruppen bearbeiten: (1) Präsentation/Diskussion von zwei wissenschaftlichen Artikeln, (2) Recherche und Bericht über einen ERP-Anbieter und (3) wissenschaftliche Ausarbeitung zu einem behandelten Bereich nach Wahl. Schließlich steht noch die Klausur an.

Die ca. 30 Studierenden eines Jahrgangs kennen sich alle. Ich bin sehr freundlich aufgenommen worden. Die beiden Dozenten Eli und Dag waren auch sehr nett. Ich hatte jedoch das Gefühl, dass sie sich nicht immer so wohl fühlten, die Vorlesung auf Englisch zu halten. In der Evaluation haben die anderen Studierenden das bemängelt. Ich fand es nicht so schlimm und war war im Gegenteil dankbar, dass sie die Vorlesung auf Englisch angeboten haben – wie gut auch immer – , denn insgesamt gab es nur drei IS-Vorlesungen auf Masterlevel, zwei davon zur gleichen Zeit, sodass nur zwei wirklich in Betracht kamen.

An der ein oder anderen Stelle war Norwegisch nicht vermeidbar. Gastvorlesungen waren teilweise kombiniert aus norwegischen Folien und englischem Vortrag, was für mich absolut okay war. Gerade geschrieben und kombiniert mit dem Gehörten war es kein Problem. Ich konnte allerdings nicht ganz verstehen, warum manche Abgaben auch in Norwegisch gemacht werden durften. Erstens konnte ich die als Klausurvorbereitung dann nicht verwenden, zum anderen war es ein wenig unfair den Norwegern in meiner Gruppe gegenüber, die ja nun mit mir auf Englisch schreiben mussten.

IS-500 IT and Management

Die für das zweiten Studienjahr angelegte Vorlesung wurde von Maung und Carl gehalten. Beide waren auch sehr freundlich und dazu auch sehr eloquent. Insbesondere bei Maung war es ein großer Spaß in der Vorlesung zu sitzen, da er gerne von Hölzchen auf Stöckchen kommt, dabei immer noch eine Restaurantempfehlung einfügt, das eigentliche Thema aber nie vergisst. Die Anforderungen waren in dem Kurs schon etwas höher. Zu Beginn dachte ich, dass es sehr viel Arbeit wird, da wir als Gruppe eine Sitzung mit vier wissenschaftlichen Artikeln vorbereiten mussten und dazu noch eine Firma finden, die wir zu einem speziellen Thema interviewen konnten.

Die Sitzungsvorbereitung war aber sehr entspannt. Ich dachte, da wird mehr erwartet, als nur sich ein paar Fragen zu den Artikeln zu überlegen und eine Diskussion zu leiten. Die Diskussionen waren auch so eine Sache. Manchmal liefen sie ganz gut, manchmal aber auch gar nicht. Und es nahmen wenn dann immer die gleichen Studierenden teil, die andere Hälfte schwieg eigentlich immer.

Besonders war, dass auch zwei Praktiker diese Vorlesung als normales Studium/Weiterbildung besucht haben. Es war spannend, deren Erfahrungen mit den Themen zu kombinieren. Auch ganz lustig war, wenn die Diskussion auf nationale und kulturelle Unterschiede in Arbeitsweisen abdriftete. Neben mir war noch Filip aus Tschechien  dabei. Manchmal drehten sich die Norweger doch ganz schön in ihrer heilen Norwegerwelt. Maung, der selbst nicht gebürtiger Norweger ist, befeuerte die Diskussionen dann auch gerne noch ein bisschen.

Die Projektarbeit mit dem Interview zählte 50% der Endnote. Insofern waren da schon einige Stunden gefragt, mehr als so ungefähr 20 Stunden pro Kopf waren es aber auch nicht. Man hätte natürlich mehr machen können, aber da die Note für mich zählt, habe ich den Norwegern ein wenig die angestrebte Note überlassen. Vielleicht ist es aber auch schon so gut, wir werden sehen. Auch diese Vorlesung gab 10 ECTS Credits.

Insgesamt war der Kurs besser für Austauschstudenten als IS-406. Man kann den Kurs auch gut im ersten Studienjahr machen, Vorwissen ist nicht nötig, aber natürlich von Nutzen. Die tatsächlichen Vorlesungen sind relativ kurz, es geht mehr ums Diskutieren und Präsentieren. Auch hier gab es zwei Gastvorlesungen, die teils auch auf Norwegisch waren, aber egal.

ORG-419 Judgement and Decision Making

Die 7,5 ECTS Credits Vorlesung ist nicht vom IS-Department, sondern von der Business School, die aber zur selben Fakultät gehören. Um Kurse der Business School zu belegen, muss man nachweisen, ein gewisses BWL-Vorwissen zu haben. Als Münsteraner Student ist das aber kein Problem. Letztlich hat die Vorlesung nichts vorausgesetzt, was ich mal gelernt haben könnte. Aber so sind die Regeln.

Die Professorin Ellen ist sehr engagierte und eine begeisternde Dozentin. Der Kurs war mit ungefähr 60 Studierenden relativ voll, insbesondere im Vergleich zu den anderen beiden IS-Kursen. Das ist aber wohl auch in diesem Jahr das erste Mal so voll gewesen. Gelitten hat darunter natürlich die Bereitschaft zur Diskussion, die die Dozentin gerne mehr gesehen hätte.

Das Thema ist sehr interessant. Ich hatte bislang noch nichts dergleichen, was umso besser war. Ich habe mal gehört, dass es etwas ähnliches auch in Münster von den BWLern gibt. Es geht nicht besonders um BWL, sondern um Psychologie und Entscheidungsprozesse. Etwas mehr zu dem Thema habe ich hier schon geschrieben.

Die Klausur zählt 100% der Note und für diese Klausur muss man definitiv auch lernen! Es ist nicht kompliziert, aber man sollte die ganzen Modelle kennen und erklären können. Um die Klausur schreiben zu dürfen, muss man in einer Gruppe ein Aufsatz über eine bestimmte Entscheidungssituation schreiben und präsentieren. Allerdings ist das so eine Sache, wenn die Arbeit nicht in die Note zählt. Wir haben uns mit einer eigenen Umfrage dennoch Mühe gegebenen, da es auch einfach Spaß gemacht hat.

Dieses Semester hat die Business School erstmals auf zwei Phasen innerhalb eines Semester umgestellt, sodass diese Vorlesung erst Anfang Oktober anfing und dann sehr kompakt nach 6 Wochen auch schon vorbei war. Es war daher alles etwas gestaucht. Im alten System hätten wir für den Aufsatz mehr Zeit gehabt. Dennoch ist auch diese Vorlesung wirklich empfehlenswert.

PS: In ziemlich genau 48 Stunden lande ich in Düsseldorf. Jetzt muss nur noch geputzt werden.